Reisebericht, Allgäu - Orient Rallye 2013

von Dominik (CH#1)
Abfahrt um 18 Uhr von Basel nach Scuol, wo ich bei Nadia noch 3 grosse Kisten mit allerhand Material hole.
Jede Menge T - Shirts, Schreibutensilen und Schulsachen.
Abfahrt um 6:30 Uhr Richtung Ulm, zu Takata, wo Pi und Angela noch am Arbeiten sind.
Gegen 11 Uhr startet die grosse Verabschiedungsparty, Jail und Uwe treffen auch ein, Rainer lässt sich ein bisschen länger Zeit ;- )
Unser Team ist mit all unseren Fahrzeugen komplett,
Kurz nach Mittag brechen wir auf mit Ziel Oberstaufen, Allgäu.
Eine Benzinpanne an Hassan und eine Strompanne an Karamba lässt uns ein wenig zurückfallen. Wit erreichen am Nachmittag Oberstaufen ohne weitere Probleme.
Mit den ersten Hülsen wird angestossen und schon mal ordentlich gefeiert.
Wir zelebrieren eine ordentliche Blaulichtparty im Fahrerlager und schüchtern unsere "Konkurrenten" hupentechnisch schon mal etwas ein...
Ab heute gilt es ernst! Wir fahren vom Fahrerlager Richtung Startplatz, wo es um 9 Uhr mit Team# 1 losgehen sollte. Mit geringer Verzögerung Starten wir als Team# 11 gegen 10 Uhr und unsere Hupen und Tröten werden auf Leber und Nieren geprüft.
Gemäss Testgerät erreichen wir stolze 118 db. Mit Martinshorn, Blaulichter und Frontblitzerorgie donnern unter im Beifall unserer Fans über die Startrampe und erhalten einen Schulranzen ! und die Wegbeschreibung, die uns zum Roadbook führt. Unsere Saunagitarre wird uns (Gott sei Dank !!) in eine Blockflöte umgetauscht.
Das OK jagt uns kreuz und quer durchs Allgäu.
Wir verzweifeln fast, hatten wir doch tatsächlich keine genaue Allgäukarte bei uns.
Mit dem Mittelfeld erreichen wir die Firma Maha, wo wir unser Roadbook und drei Mini - Baby - Racer erhalten.
Die Mini - Baby - Racer (wir werden sie noch verfluchen !) werden vor Ort von uns noch beklebt und auf einem kleinen Rundkurs wird die Zeit von uns gemessen, wir rasen wie Schweine.
Team# 33, 3 Mopedfahrer (Herma, Georg und Jörn) schliessen sich uns an.
Wir verlassen langsam das Allgäu Richtung Östereich, Fernpass, Italien via Brenner bis Toblach (elendiger Dauerregen und eine Saukälte ab dem Brenner, die bemidleidenswerten Biker PI und Rainer !), wo wir schliesslich in einem zickigen / spiessigen Hotel (oder war's etwa nur die Hausherrin ?) übernachten.
Heftige Schiebemuffendiskussion rundet den Abend ab.
Wir fahren erneut nach Österreich und verlassen via Maria Elend das Land Richtung Grenze zu Slowenien, wo wir noch ein abendteuerlustiges Pärchen aus Zürich treffen, die mit ihrem Defender Richtung Russland / Mongolei unterwegs sind.
Weiter geht es über Kroatien und Ungarn, wo wir bei richtigem Mistwetter einem Maikäferhagel ausgesetzt werden (unsere armen Biker Uwe und Jail !!). Wir finden schliesslich einen verschlossenen Campingplatz in Szigetvar, vor dem wir bei Dunkelheit unser Fahrerlager aufschlagen. Gute Malzeit, ordentlich Flüssignahrung und gute Stimmung malen das Bild aus
Nach 50 km Fahrt finden wir ein Strassencafé, welches uns ein reichhaltiges Frühstück auf den Tisch legt. Kurz nach Mittag fahren wir über die rumänische Grenze bis Arad, wo wir einen Zwischenstopp bei Takata einlegen und eine Werksführung in der Lenkradfabrikation bekommen.
Uns läuft die Zeit davon!! Wir fahren weiter und ziehen am Kabel wie blöd. Erneute Benzinpanne an Hassan: Die Spritzufuhr spackt, und dieses Problem wird uns bis ans Ende der Rallye begleiten.
Wir kommen gut voran, fahren bis 23 Uhr mit der hoffnungslosen Suche nach einem Campingplatz. Dazwischen wird noch kurzerhand die Tagesaufgabe (Bieraufgabe mit Postkarte) gelöst. Wir laden einen ortskundigen!! Rumänen ein, der mit uns das Schäffler - Bier trinkt. Letzendlich wird doch noch wild auf einer Wiese bei Mehadica campiert.
Kurz nach dem Frühstück bringen wir die Ansichtskarte unserer Bieraufgabe auf die Post und lassen das Roadbook abstempeln.
Fahren weiter durch Rumänien Richtung Süd - Ost.
Nach einer Nachmittagsrast entscheiden wir uns kurzerhand die Musikantenaufgabe zu erfüllen.
Unser "Bruder - Jackob" spielen wir einem rumänischen Mädchen vor, welches hell begeistert ist (wir gehen davon aus, dass ..).
Wir donnern weiter Richtung bulgarische Grenze.
In Ruse verlieren wir Rainer mit der Karamba, er bleibt stromlos stehen. Meine gute neue russische Batterie hat zwischen dem Pluspol und der Platte einen Wackelkontakt. Eine neue Batterie ist die langfristige Lösung dieses Problems. Irgendwelche spirituellen Kräfte haben die Karamba 5 Meter entfernt von einem Auto- und Motorradteilehändler stehen lassen. Eine passende Batterie wird für ca 25 Euro gekauft.
Mit frischer Energie versorgt, hat die Karamba wieder ordentlich Druck auf den Kolben.
Wir suchen den versteckten Grenzübergang über die einzige DonauBrücke im Umkreis von 200 km in Ruse im Industriegebiet hinter LKW - Terminals.
Ueber die Donau geht es zur bulgarischen Grenze.
In Bulgarien lösen wir noch die Tageasaufgabe "Basketballkorb".
Wir fahren mit unseren Rallyefahrzeugen in einen Schulhofsportplatz und positionieren uns an einem Basketballkorb und lassen uns fotografieren.
Die Dämmerung setzt ein und wir entschliessen uns bis Tarnovo zu fahren.
Wir finden ein preiswertes Hotel und lecker bulgarische Grillplatte wird verzehrt.
Heutiges Tagesziel Istanbul.
Wir lassen es krachen und brunzen quer durch Bulgarien. Wir werden von der bulgarischen Polizei gestoppt, weil Muffenschieber PI die Schiebemuffe trotz Lichtfahrpflicht mit dunklen Scheinwerfern über die Lande treibt.
Es stellt sich zudem heraus, dass Reisevignetten in Bulgarien Pflicht sind.
Ein bisschen blablabla und "Kantonspolizei Basel - Stadt" lässt die Polizei von einer 200 - Eurobusse absehen, angenehmes koruptives Verhalten.
Nach Mittag erreichen wir die griechische Grenze und suchen verzweifelt einen auf der Landkarte markierten Grenzübergang. Wir finden ihn nicht, das Team ist auf den Navigator (PI) sauer, bis wir merken, dass die Passage zwar auf jeder Karte eingezeichnet ist, reell aber nicht mehr existiert, oder seit mindestens 20 Jahren nicht mehr. Man sieht in der Ferne dass vor langer Zeit da mal was war...
Wir ziehen weiter in den Süden Griechenlands, fast bis ans Mittelmeer, wo uns von der türkishen Grenze ein paar Kilometer Mautstrasse trennen.
Wir suchen die mautfreie Alternative, verlieren eine weitere Stunde, bis wir schliesslich eine "vergessene" kleine Landstrasse bei der Ortschaft Peplos entlang der Autobahn finden.
Wir reisen spätnachmittags in die Türkei ein. Ein bisschen Zoll, ein paar freundliche Willkommensgrüsse und die Pässe sind abgestempelt.
Weiter fahren wir der Mittelmeerküste entlang und erreichen Istanbul bei Dunkelheit.
Pi leitet uns im dichten Verkehr durch die Stadt bis zum heiligen Platz vor der blauen Moschee.
Erste Rallye - Etappe ist erreicht, wir sind in Istanbul.
Wir beziehen unser Nachtlager im Hostel Sindbad - Bagpacker.
Wildes treiben im Fahrerlagerplatz vor der . Gegen 11 Uhr startet das grosse Mini - Baby - Racer Rennen. 350 "Racer" in einem Rundkurs um den Platz der blauen Moschee.
Vor dem Rennen fahren wir noch zum Maha - Stand wo unsere Hupen erneut geprüft werden, 124 dB an der Schiebemuffe und 129 dB am Kürbis.
Es ist vollbracht, die Allgäu - Orient - Rallye erhält einen Eintrag ins Guinnessbuch!, längstes Babycar - Rennen.
Am Nachmittag geht es zu Fuss los in die Innenstadt, wo weitere Aufgaben auf uns warten.
Zum einen packen wir unsere offizielle Musikantenaufgabe und versuchen das Rätsel mit dem Thermometer in der alten Post zu lösen.
Nach dem Aufgabenstress geniessen wir Istanbul und lassen den Tag gemütlich ausklingen.
Hektik im Fahrerlager, es knistert in der Luft. Der berühmtberüchtigte "Le Mans - Start" steht kurz bevor.
Alle Teams starten zur gleichen Zeit vor der blauen Moschee, Ziel ist die Bosporusfähre. Die Fahrzeit wird festgehalten und es gibt Sonderpunkte für eine gute Zeit.
Ein riesen Bollen an Rallyefahrzeugen verursacht ein ordentliches Chaos, und da niemand weiss, in welche Richtung gestartet wird, versuchen alle, ihre Fahrzeuge optimal zu platzieren.
Unser Team hat einen super Startplatz, mit Blaulicht, Martinshorn und Frontblitzer donnern wir mit quietschenden Reifen durch Istanbul. Verkehrsregeln werden kurzerhand umgeschrieben oder einfach nicht beachtet. Rote Ampeln sind nicht mehr rot,
Abbiegeverbote sind nicht mehr verboten und in Einbahnstrassen wird die Verkehrsrichtung geändert. Welcher Tourist hat schon die Möglichkeit mit seinem Auto eine Alarmfahrt durch
Istanbul zu machen? Wir erreichen die Fähre als zweites Team, wobei das Team vor uns bedeutend mehr geschummelt hat als es das Reglement vorgesehen hat.
Auf der asiatischen Seite angekommen machen wir uns auf den Weg, die Baumaufgabe zu lösen. Innert kürzester Zeit finden wir den Stadtteil Sancaktepe, aber nicht den Allgäu - Orient - Park.
Wie gewonnen, so zerronnen: Als nahezu letztes Team erreichen wir den Park. Baumaufgabe etwas versemmelt.
Wir pflanzen und giessen unsere Eiche, so dass wir gegen 17 Uhr in Richtung Ankara starten können, aber erst, nachdem wir unseren verlorenen Sohn Jail wieder gefunden haben.
Angela verliert nachts den Schalthebelbolzen an der Karamba. Pi sucht ersatzweise nach einer M8 - Schraube und macht Bekanntschaft mit den Holzkatzen. Schliesslich gelingt die Reparatur ansatzweise mithilfe türkischer Dorfbewohner.
Kürbis und Schiebemuffe warten auf die beiden Mopeds, welche gegen 22 Uhr zu uns stossen. Gegen Mitternacht fahren wir ins Fahrerlager in der Universität von Ankara. Wir geniessen noch die ausklingende Party und stellen gegen 2 Uhr unser Zelt auf.
Abfahrt von der Uni Richtung Mopedwerkstatt. Taylan, unser mopedfahrender Ankarastadtguide führt uns aus der Stadt in eine Mopedschrauberbude.
An Karamba wird eine neue Kette montiert und der provisorische Schalthebelbolzen wird fachmännisch gerichtet.
Team 33 lassen sich die Mopeds auch noch ein bisschen auf Vordermann bringen.
Ein Rallyeschild und kleinere Souvenirs werden übergeben und als Dank kommen wir nicht mehr weg. Wir dürfen / müssen noch bleiben und werden zum Mittagessen eingeladen.
Nach dem Essen geht es für uns weiter. Wir fahren weiter ins Hinterland bis Bogazkale, wo die gesamte Rallye gemeinsam campiert. Die Felddusche (Meisterstückchen von Muffenschieber CH#1) kommt zum Einsatz. Unser freundlicher Zeltnachbar, ein fröhlicher Esel, gibt alles, um unsere nächtliche Ruhephase zu verkürzen. Er hat seine Freude über unseren Besuch akustisch weitergegeben, die halbe Nacht lang!
Start der "Chinesenrallye", oder der Off - Road - Etappe.
Unser Team fährt die anspruchsvollere A - Route. Der Offroadschwierigkeitsgrad hält sich in Grenzen, dennoch schrotten viele Teams ihre Fahrzeuge, Reifenpannen Stossfänger / -balken und abgerissene Auspuffendtöpfe en masse. Einige trifft es härter und sie bleiben mit aufgerissen Ölwannen liegen.
Wir haben Glück und kommen ohne grösseren Schäden gut durch, erreichen am Nachmittag Merzifon, wo wir noch einen Happen essen.
Weiter geht es Richtung Amasya. Kurz vor der Stadt werden wir von der Polizei abgefangen und werden mit Blaulicht in die Innenstadt eskortiert. Wir parkieren die Fahrzuge in einem privaten Hinterhof und bekommen zur Strafe Tee und ein Abendessen. Die Türken ticken eben ein wenig anders.
Pi und Jörn brunzen noch auf die beiden Berge und schiessen ein paar Bilder für's Roadbook.
Die Nachtruhe genissen wir in einem Hotel, wo wir noch kiloweise Staub und Dreck von uns waschen.
Die Aufgabe "Attatürk - Statue" haben wir kurz nach dem Start gelöst, danach geht es weiter zum 2. Teil der "Chinesenrallye".
Eine sehr schöne Strecke über Berge und Täler, wieder mit viel Staub und Dreck.
Erneut haben einige Teams Probleme mit der Strecke, einige Fahrzeuge sind einfach zu gross, zu schwer, zu tief.
An einem Wassertümpel, ca 5x10 Meter erwartet und ein akustisches Orchestercrescendo, ein Konzertgesang in einem unglaublichen Lärmpegel von etwa 10'000 Fröschen.
Angela beklebt munter Traktoren mit TÜV - Türk - Aufklebern, jede Klebeaktion punktet im Roadbook.
Nahrhafte Fahrt bis Ordu, zehrt reichlich an den Kräften. Erreichen erneut erst in der Nacht das Fahrerlager beim Kulturzentrum in Ordu. Direkt an der Küste zum Schwarzen Meer schlagen wir unser Zelt auf. Wir lassen die Musikinstrumentenübergabe sausen und verschieben diese.
Wir erholen uns von den Strapazen, denn morgen haben wir wieder eine riesen Etappe vor uns.
Kilometerlang fahren wir an der Küste des Schwarzen Meeres entlang. Biegen dann südlich ab ins Gebirge Richtung Ostanatolien. Eine 1 - stündige Zwangspause wegen einer Felssprengung geniesen wir zu Erholung.
OK gibt eine Runde Kaffee aus.
Weiter geht’s über den Pass auf der "Kars Ardahan Yolu", 2405 Meter Höhe, mit noch schneebedeckten Feldern.
Mit der Abenddämmerung kommt auch das schlechte Wetter, es wird kalt und einsetzender Schneeregen macht die Weiterfahrt in Dunkelheit auch nicht einfacher, denn der Strassenzustand wird laufend schlechter, Schlaglöcher in der Grösse eines Kleinwagens.
Und schon wieder erreichen wir im Dunkeln unser Ziel, es wird langsam schon zur Gewohnheit.
Kars ist nicht gerade Urlaubstouriziel No. 1 der Türkei. Die Stadt liegt auf über 1800 Meter Höhe und ist ziemlich heruntergekommen. In einem Hotel mit mittlerem Standard übernachten wir.
Wir schlendern noch durch die Stadt, essen einen Happen und machen noch einen wertvollen Fund: das Rallyeschild vom Team# 66, "Desorientiert", welches sie bei einem Unfall an diesem Abend verloren haben.
Heute haben wir 2 Sonderprüfungen zu absolvieren.
Zuerst fahren wir zum Cildir Gölü See wo wir eine Rätselaufgabe lösen müssen. Die ganze Strecke im Vollregen, bei Temperaturen knapp über 0 °C.
Weiter geht es nach Karahan wo wir etliche Hilfsgüter in der Dorfschule überreichen.
Plattfuss an der Schiebemuffe hinten links, Reifenwechsel im strömenden Regen. Dank 4 Ersatzrädern nicht weiters schlimm !
Am Kürbis ist der Keilriemen fällig und der verlorengegangene Öleinfuelldeckel wird nachgekauft.
Gibt es denn so was!! Vom Dach des Kürbis wurden 2 Mini - Baby - Racer gestohlen, und das direkt vor dem Hotel. Da wir bei Maha für 3 Mini - Baby - Racer unterzeichnet haben, haben wir uns jetzt ein Problem eingehandelt.
Die Rallye startet um 9 Uhr von der Burg Kars Kalesi aus, etliche Teams, unter anderem auch wir kürzen die Tour ab. Wir lassen Ani und Berg Ararat aus, das Risiko die Fähre in Iskenderun nicht zu erreichen war für uns zu gross, vor allem, weil das OK verkündete, dass die Fähre einen Tag füher als geplant ablegen soll. So fahren wir westlich Richtung Kappadokien, über eine nicht endende Hochebene.
60 km vor Kayseri campen wir auf einem Feld.
Wir fahren in die Stadt Kayseri, Pi und Angela kaufen leckere Würste und Schinken.
An einem reichhaltigem Frühstücksbuffet stärken wir uns.
Pi und Angela fahren weiter zu einer Mopedwerkstatt, denn die hinteren Bremsbeläge an der Karamba sind blank, Eisen auf Eisen. Die Türken schneiden sich einen Bremsbelag zurecht und nieten den Belag auf die Trägerplatte auf, und fertig.
Rainer, Uwe, und ich lassen noch Fotos für das Roadbook entwickeln, Jail gönnt sich einen Aufenthalt beim Coiffeur nebenan.
Weiter geht es nach Amanos, wo sich die Rallye trifft, wir fahren nach einem Drink weiter nach Göreme und suchen einen Campingplatz auf. Mit den Mopeds werden noch die Tagesaufgaben rund um Göreme in Angriff genommen.
Wir besuchen noch kurz die Undergroundcity in Kaymakli und mieten uns einen Guide.
Von Göreme geht es weiter über zwei Pässe Richtung Adana, wobei es nun anfängt flutartig zu regnen. Unsere beiden Mopedfahrer fluchen wahrscheinlich Bauklötze.
Im Dunkeln erreichen wir Iskenderun und beziehen an der Mittelmeerküste ein Hotel ca. 8 km hinter der Stadt.
Uns erreicht eine Hiobsbotschaft: Die Fähre hat 24 Stunden Verspätung!
Gemäss Aussage vom OK steckt sie noch in Ägypten fest.
Wir machen uns einen gemütlichen Tag in Iskenderun. An der Schiebemuffe werden sandtaugliche Reifen montiert, am Kürbis die Sandblechhalterung abgeändert und der defekte Thermoschalter für den Kühlventilator an den inzwischen nutzlosen Schalter der Heckscheibenheizung angeschlossen, und irgendwie geht die Zeit um.
Wir erbeuten 2 Mini - Baby - Racer von einem Team, das die Dinger nicht mehr braucht, weil es die Rallye auf eigene Faust weiterfahren will, und haben somit wieder alle 3 vollzählig.
Ein kurzer Trip in Stadt am Nachmittag rundet den Tag ab.
Ein fauler Tag am Meer und Pool, das Roadbook wird auf Vordermann gebracht.
Mehrere dutzend Fotos werden eingeklebt und Aufgaben ins Reine geschrieben.
Gegen 17 Uhr fahren wir los Richtung Hafen, denn um 18 Uhr soll die Verladung losgehen.
Mit riesigem Aufwand wird ein Verladekonzept praktiziert, d.h. Team# 111 als erste, Team# 1 als letzte verladen, gemäss der Vorgaben der Israelis.
Es ist nun kurz nach Mitternacht und die etwas über 300 Rallyefahrzeuge sind verladen. Dennoch legt die Fähre erst um 6 Uhr ab.
Die meisten unseres Teams sind am schlafen oder dösen. Pi wacht kurz vor 6 Uhr auf und ist der Meinung, dass die Fähre in Haifa am anlegen ist. Ich rate ihm aber weiterzuschlafen, denn wir sind noch im Hafen von Iskenderun.
Nachdem die Fähre um 6 Uhr abgelegt hat, beruhigt sich das Treiben auf dem Boot.
Auch Uwe und ich suchen einen Platz zum dösen.
Wir vollbringen einen Tag auf der Fähre, alle Teams geben ihre Roadbooks ab und am Nachmittag bekommen wir noch eine Aufgabe.
Mit Knetmasse müssen wir uns "unsere Welt" modellieren. Wir kneten eine wunderschöne Rallyeszene und erhalten dafür 9 von 10 Punkten.
Gegen 21:30 Uhr laufen wir im Hafen von Haifa ein. Grosses Wirrwar beim Entladen, da nichts wie geplant abläuft.
Unser Team ist erst gegen Mitternacht komplett vom Boot runter. Die israelischen Grenzer arbeiten seriös und effizient und nehmen es mehr oder weniger genau.
Wir erhalten Infos vom OK bezüglich Israel und Sonderprüfungen.
Wir müssen Israel heute bis Mittag verlassen haben, d.h. keine Sonderprüfung, wie das geplante Mini - Baby - Racer Rennen in Jerusalem den Oelberg runter. Wir nehmen es hin und machen uns total übermüdet auf den Weg Richtung Totes Meer.
Gegen 04:30 Uhr gewinnt die Vernunft und wir legen uns für ca drei Stunden schlafen.
Nach 7 Uhr geht’s gleich weiter.
Kurzer Badestopp am Toten Meer und wieder Kilometerfressen bis Eilat, wo wir Israel verlassen.
Kurz vor knapp erreichen wir die Israelische/Jordanische Grenze. Die Jordanier sind etwas überfordert mit dem Massenansturm an der Grenze. Um 16 Uhr sind wir alle durch und fahren Richtung Aqaba ins Radisson Blue Ressort. Totale Entspannung im Hotel, übertriebener Luxus, gepflegtes Abendessen, die Seele etwas baumeln lassen.
Heute ist Wüstensonderprüfung, die "Nacht der langen Messer".
Die Aufgabe sollte etwa so verlaufen: Wir werden in die Wüste begleitet, müssen was suchen und alleine wieder rausfinden.
Die gesamte Rallye trifft sich in Aqaba um 14:30 Uhr auf dem Revolutionsplatz. Wir fahren im Convoi Richtung Wadi Rum, besuchen dort eine Schule, wo wir noch die restlichen Kinderschulsachen an die Kinder abgeben.
Weiter geht es Richung Wüste, Jörn vom Team# 33 ist mit uns, wir fahren der Polizei nach bis zu einem Fahrzeug vom OK.
René vom OK erklärt uns, in welche Richtung wir fahren müssen. Die Aufgabe lautet: Findet den Weissen Tisch, setzt euch und macht ein Foto mit dem Rücken zu Aqaba !
Im schlabbrigen Weichsand cruisen wir durch die Wüste und finden nach etwa 25 Min Fahrt tatsächlich den Weissen Tisch.
Weit und breit ist kein anderes Team zu sehen, wir warten fast eine Stunde, bis wir uns entschliessen weiter zu fahren. Wir steuern eine alte Franzosenburg an wo wir noch auf einen Beduinen treffen, der mit seinen beiden Söhnen unterwegs ist. Wir schenken den Buben unsere beiden letzten Schulstarterpakete und erhalten dafü ein Ziegenfell.
Und immernoch kein einziges Team zu sehen, wir fragen uns ob wir was falsch verstandenhaben, oder kann es sein dass alle anderen Teams den Tisch nicht finden, denn mittlerweilen fängt es an zu dämmern.
Kurzzeitig verlieren wir die beiden Mopeds in der Wüste, Rainer taucht wieder auf, Pi bleibt mit kurzem Kolbenklemmer an Hassan (welch' Ironie !) im Weichsand hängen.
Es ist enorm, wieviel Leistung der Weichsand frisst. Der Kürbis leidet mit seinen nicht mehr ganzen 1200 ccm, der Motor verhungert... Vollgas im 2. Gang.
Schiebemuffe mit Allrad geht gut, am meisten erstaunt sind wir, wie flott die Mopeds unterwegs sind. Rainer und Pi ziehen am Kabel als gäbe es kein Morgen mehr.
So langsam treffen wir auf weitere Teams die verzweifelt in der Wüste rumirren.
Wir geben Tipps weiter wo der Tisch zu finden ist. Pi begleitet sogar ein Fahrzeug von Team# 66 mit dem Moped zum Weissen Tisch.
Fazit: 3 oder 4 Teams haben den Tisch nach uns noch gefunden, nur mit unserer Hilfe. Etliche Fahrzeuge blieben bis Mitternacht im Weichsand stecken und mussten vom Militär rausgezogen werden.
Sammelpunkt vor den Hotel, im Convoi fahren wir Richtung Petra.
Die Hälfte der Fahrzeuge verlieren den Anschluss zum Convoi. Angela auf Karamba, Uwe und ich in der Schiebemuffe, fahren eine andere Piste als Pi auf Hassan und Jail mit Rainer im Kürbis. Alle treffen sich in Petra. Wir wandern in brütender Hitze etwa drei Stunden durch das Tal, es ist schon faszinierend wie gross das Tal ist.
Wir gehen zurück zu unseren Fahrzeugen, denn heut ist offizielles Rallye - Ende und Siegerehrung im Wüstencamp bei Wadi Rum.
Wir verpassen die Mini - Baby - Racer Übergabe, wo es zu Handgreiflichkeiten zwischen Beduinen und Mitgliedern vom OK kommt.
Nicht weil, sondern trotzdem feiern wir unseren 4. Platz.
Noch am Abend laden Rainer, Jail und Uwe sich den Kürbis und packen die Jordanienkarten ein, denn sie fahren los Richung Amman den Desert Highway hoch zum International Airport.
Pi, Angela und ich übernachten im Wüstencamp.
Jetzt haben wir Urlaub: Wir fahren nach Aqaba ins Radisson Blue, wo wir zu Rallyekonditionen Zimmer beziehen können. Jetzt mal so richtig relaxen.
Am Abend fahren wir in die Stadt und essen im Restaurant Ali Baba, schlendern noch zu Fuss rum und gehen bei Zeiten zurück ins Hotel.
Heut mal so ein richtig fauler Tag. Pi hat Aerger mit seiner Darmflora.
Wir fahren gegen Mittag los, Dead Sea Highway, überqueren ein Bergmassiv Richtung Osten und fahren weiter nach Wadi Musa. Karge Felsen und unendliche Trockenheit prägen die Landschaft. Gegen den Abend erreichen wir Dana, eine altertümliche Ruinenstadt, die zum Teil neu aufgebaut wird. Wir übernachten im Dana Moon Hotel.
Kleine Wanderung im Dana Naturreservat, viel zu heiss hier. Wir gehen zurück zu den Fahrzeugen und fahren weiter Richtung Al Karak, wo wir aus der Ferne eine Kreuzritterburg betrachten. Al Karak ist eine typische Araberstadt, die ohne Plan gebaut wurde. Wir fahren auf der falschen Strasse raus, da wir absolut unbrauchbares Kartenmaterial haben. Wir nehmen einen Schlenker über den Desert Highway und biegen dann wieder Richtung Westen und Norden bis nach Madaba, wo wir noch andere Teams treffen, u.a. Arthur's Team# 1.
Ausflug in den Norden, via Berg Nebo, Totes Meer Richtung Um Quais. Jede Menge Strassenkontrollen entlang der Grenze zu Palästina. Spannung liegt in der Luft, im Westen die Golanhöhen und im Norden Syrien.
Der Ausflug hat sich gelohnt die alte griechische Tempelstadt in ist gewaltig.
Gegen den späteren Nachmittag geht es wieder zurück in den Süden nach Madaba. Schräg vis-a-vis von unserem Hotel treffen wir auf einige Biker vom königlichen Motorradclub "Jordan - Bikers". Sie laden uns zum Tee ein und wir plaudern ein bisschen. Sie schenken uns noch ihre Clubmützen.
Am nächsten Morgen schauen wir das Palästina - Mosaik an.
Unsere Rallyefahrzeuge werden abgebaut: Das Rallyeschild und der Zusatzscheinwerfer von Karamba, und von Schiebemuffe Blaulichter, Frontblitzer und Hupe.
Ein komisches Gefühl, nach all dem was wir zusammen durchgemacht haben.
Was in unserm Gepäck nicht Platz hat bringen wir zur Post und geben ein riesen Paket auf, welches sich Pi nach Hause senden lässt.
Wir verlassen Madaba und fahren nach Amman zum Flughafen.
Karamba und Schiebemuffe wechseln den Besitzer und wir erhalten eine Schenkungsurkunde.
Bei km 269392 ist Ende. Unglaubliche 9039 km, und immer voll Feuer auf den Kolben, und plötzlich ist Schluss, schon komisch.
Wir verbringen eine unbequeme Nacht im Flughafen.
Gegen 5 Uhr Check In, Abflugzeit 7:25 Uhr, Start gegen 8:15 Uhr.
Zwischenlandung in Genf, um 13:15 Uhr landen wir in Zürich Kloten.
Martin holt uns ab und fährt uns nach Basel. Mittagessen im Zic - Zac.
Ich fahre Angela und Pi nach Singen, wo sie den Zug Richtung Ulm nehmen.
Ich fahre zurück nach Basel.
        - Alles gut -


* Alle Kilometerangaben aus der Sicht von der Schiebemuffe